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Dr. K. Jan Schiffer

Dr. K. Jan Schiffer ist Wirtschaftsanwalt und berät seit 1987 vor allem Familienunternehmen, Stiftungen, Verbände, staatliche Stellen, …mehr

Anlage von Stiftungsvermögen

Interview von Dr. K. Jan Schiffer (07/2010)

Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann studierte Dominikus Wagner Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten „Finanzwirtschaft / Finanzdienstleistungen“ und „Internationales Management“. Nach Stationen im Private Banking einer deutschen Großbank in Singapur und einer bankenunabhängigen Vermögensberatung in Köln, wo er neben seiner originären Tätigkeit als Anlageberater auch für das Portfoliomanagement aller Kunden verantwortlich zeichnete, ist Herr Wagner seit 2003 Mitinhaber von Wagner & Florack. An der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg hält Herr Wagner regelmäßig Vorlesungen im Lehrgebiet „Finanzwirtschaft“ und ist zudem Autor zahlreicher Fachartikel.

wagner(at)wagner-florack.de
www.wagner-florack.de


 

Herr Wagner, 2008 war ein „Horrorjahr“ an den Kapitalmärkten. Wie verlief das Jahr 2009 für die von Ihnen betreuten Stiftungen?

Sehr gut. Es war ein erfolgreiches Jahr, in welchem wir die von uns betreuten Vermögen trotz teils extremer Schwankungen an den Kapitalmärkten mit ruhiger und disziplinierter Hand deutlich ausbauen konnten. Aber auch im Jahr 2009 galt der Grundsatz, dass wir aus Renditesicht nicht nach spektakulären Einzeljahren streben. Diesen Verzicht tauschen wir lieber ein gegen eine tendenziell schwankungsarme und stetige Entwicklung der Vermögen. Besonders positiv war auch, dass wir bei den von uns betreuten Stiftungen keine Wertrückgänge aus dem Jahr 2008 „aufholen“ mussten, da wir auch im Jahr 2008 eine positive, wenn auch nur geringfügig positive, Rendite erzielen konnten.

 

Etliche Stiftungen haben durch die Finanzkrise teils herbe Wertrückgänge erlitten. Was raten Sie diesen Stiftungen?

Wir raten zu einer genauen Überprüfung der Anlagestruktur und auch der Anlagerichtlinien. Wie ist das Vermögen genau strukturiert? Wo liegen Risiken und wie lassen sich diese definieren? Und natürlich müssen diese Risiken in Zusammenhang mit der zu erwartenden Rendite beurteilt werden.

 

Wie ist Ihr genereller Eindruck von der Anlage von Stiftungsvermögen?

Ganz unterschiedlich. Häufig sind Stiftungsvermögen einfach auf verschiedene Festgelder, Staatanleihen etc. verteilt. So lässt sich unseres Erachtens das eigentliche Anlageziel einer Stiftung, nämlich der reale Substanzerhalt des Vermögens, langfristig, gerade unter Berücksichtigung des aktuellen Zinsniveaus, nicht erreichen. Zudem sei auch angemerkt, dass bei einer solch einseitigen Anlagestruktur erhebliche Klumpenrisiken bestehen können. In vielen Fällen beobachten wir auch eine zu starre Allokation der Stiftungsvermögen, die entweder gar nicht oder nur zu selten an die Marktgegebenheit angepasst wird. Das soll im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass die Anlagestruktur ständig und schon gar nicht prozyklisch geändert werden sollte. Aber eine ständige Überprüfung der Strategie und ein behutsames Rebalancieren und Feinadjustieren des Vermögens ist aus unserer Sicht, gerade in Zeiten wie diesen, unabdingbar. Die klassische sogenannte „buy-and-hold-Strategie“, also „kaufen“ und „halten“, dürfte endgültig überholt sein.

 

Aber verursacht ein Rebalancieren bzw. Feinadjustieren, wie Sie es nennen, nicht auch immer Kosten, die der Stiftung dadurch entstehen?

Das kommt darauf an, wie die Gebührenstruktur konzipiert ist. Bei uns zahlen Mandanten eine sogenannte „All-in-fee“, durch die alle Kauf- und Verkaufsgebühren, wie zum Beispiel Ausgabeaufschläge bei Investmentfonds oder Transaktionsgebühren, komplett entfallen. Somit kann sich der Mandant bei unseren Umschichtungsvorschlägen auch immer sicher sein, dass die vorgeschlagene Umschichtung in seinem Sinne erfolgt, da wir durch die Umschichtung keinen monetären Vorteil haben. Transparenz und Glaubwürdigkeit ist für uns ganz wichtig, auch und gerade bei den Gebühren.

 

Wie lautet Ihre Anlageempfehlung für Stiftungen angesichts der vielen Unsicherheiten?

Ich muss mit einer Floskel antworten: Das kommt darauf an. Die Anlageempfehlung hängt von der individuellen Toleranz hinsichtlich der Schwankungen des Vermögens und natürlich auch von den Anlagerichtlinien ab. Genau diese Dinge gilt es noch einmal ganz genau zu überprüfen. Grundsätzlich empfehlen wir weiterhin, vorsichtig, breit gestreut und mit hoher Flexibilität zu investieren. Die aktuelle Lage ist von vielen Unwägbarkeiten geprägt. Daher ist es aktuell besonders wichtig, sich durch hohe Flexibilität auf unterschiedliche Wirtschaftsszenarien einstellen zu können. Eine breite und effiziente Streuung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen und Vehikel ist das Gebot der Stunde und wird es auch bleiben. Nur so kann man sich gegen Überraschungen wappnen. Um nur einige Anlageklassen zu nennen: Erstklassige Staats- und Unternehmensanleihen, wobei es hier auf die Laufzeiten ankommt, inflationsgeschützte Anleihen, Anlagen, die sich zu den traditionellen Anlageklassen losgelöst entwickeln, aber auch dividendenstarke Aktien mit keiner oder nur geringer Verschuldung sollten nicht fehlen. Ganz maßgeblich kommt es jedoch auf die Gewichtung der Anlageklassen an. Diese muss individuell bestimmt werden.

 

Sie haben auch Aktien erwähnt. Da wird sich bei der einen oder anderen Stiftung der Magen umdrehen.

Das kann ich gut nachvollziehen. Wir sehen Aktien auch nur als Beteiligung an Produktivkapital, also als Sachwert, und nicht als spekulatives Instrument. Wie bei allem gilt: Erst die Dosis macht das Gift. Wenn Sie „gute“ Aktien sozusagen homöopathisch beimischen, können sie sogar das Gesamtrisiko des Vermögens senken. Wir sprechen daher auch nicht von hohen Gewichtungen von z.B. 30 Prozent des Gesamtvermögens, wie es Stiftungen häufig vorgeschlagen wurde und wird, sondern von deutlich weniger.

 

Suchen Sie die Aktien selber aus?

Nein. Wir haben die grundlegende Philosophie, die jeweils besten Verwalter für die verschiedenen Anlageklassen auszuwählen, weil wir glauben, dass es in jedem Feld Spezialisten gibt, die in der jeweiligen Anlagekategorie besser sind als wir. Selbiges hätte ich Ihnen auch geantwortet, wenn ich noch für ein großes Bankhaus arbeiten würde. Vorausgesetzt ich hätte gedurft (lacht). - Wir verstehen uns also vielmehr als Architekt des Vermögens, der die Grundstruktur mit dem Mandanten festlegt, überwacht und anpasst und der die ausführenden Verwalter stringent und intensiv überprüft. Dabei kommt uns die völlige Unabhängigkeit bei der Auswahl der besten Anlagevehikel entschieden zugute.

 

Sie bieten nicht nur Beratung hinsichtlich der Anlage an, sondern darüber hinaus auch „Investmentcontrolling“. Was habe ich darunter genau zu verstehen?

Wir kontrollieren für Mandanten das von einer oder mehreren Banken verwaltete Kapital, erstellen eine konsolidierte Berichterstattung, kontrollieren die Abrechnungspreise, können auf etwaige Klumpenrisiken hinweisen, kontrollieren die Einhaltung der Anlagerichtlinien und zeigen "versteckte" Kosten sowie die Ursachen für den Analegerfolg bzw. –Misserfolg auf. Zudem verhandeln wir auf Wunsch für unsere Mandanten die Gebühren neu oder nach. Da wir genau wissen, wie die Gebührenmechanismen funktionieren, gelingt uns das in der Regel sehr gut. Auch stehen wir beim Auswahlverfahren eines neuen Bank- oder Beratungspartners sachlich fundiert und unabhängig zur Verfügung.

 

Zurück zur reinen Anlageberatung. Warum sollte sich eine Stiftung hinsichtlich der Kapitalanlage von Ihnen betreuen lassen?

Weil wir wahre Unabhängigkeit im Hinblick auf die Anlagestrategie bieten, da wir an keinerlei Konzerninteressen gebunden sind. Und weil wir glaubwürdig, transparent und ohne jegliche Interessenkonflikte im Sinne des Mandanten arbeiten. Um nur einige wenige Vorteile zu nennen.


Lieber Herr Wagner, herzlichen Dank für das Gespräch!