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Dr. K. Jan Schiffer

Dr. K. Jan Schiffer ist Wirtschaftsanwalt und berät seit 1987 vor allem Familienunternehmen, Stiftungen, Verbände, staatliche Stellen, …mehr

Malteser

Interview von Dr. K. Jan Schhiffer (05/2010)

Michael Görner wurde am 31.10.1966 in Münster/Westf. geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach neunjähriger Arbeit im Bankbereich und Studium im internationalen Studiengang European Business Studies mit Studienabschluss in Internationalem Marketing in den USA sowie einer Traineetätigkeit im Investment- und Commercial Banking in Tokyo war Michael Görner bei dem in Deutschland marktführenden Hersteller von Windenergieanlagen, der Firma Enercon, für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, bevor er nach einer Noviziatzzeit im Januar 2000 zu den Maltesern kam. Dort ist er als Vorstand der Malteser Stiftung verantwortlich für den Aufbau des Malteser Stiftungszentrums. Er absolvierte die berufsbegleitende Ausbildungen zum PR-Berater DAPR an der Katholischen Medienakademie sowie die beiden Intensivstudien „Stiftungsmanagement“ und „Testamentsvollstreckung“ an der European Business School Oestrich-Winkel.

www.malteser.de

www.malteser-stiftung.de

 

Lieber Herr Görner, Sie leiten heute das Malteser Stiftungszentrum. Wie sind Sie zu den altehrwürdigen Maltesern gekommen?

Im Noviziat der Jesuiten habe ich während des Kosovokrieges an einem Hilfseinsatz des Jesuit Refugee Service teilgenommen. In Skopje/Mazedonien betrieben wir eine Suppenküche für Obdachlose und organisierten einen Hilfstransport in die vom Krieg stark zerstörte kosovarische Stadt Peja. In dieser Zeit begegnete ich einem belgischen Malteser, der mich mit seiner Weltoffenheit und dem authentischen Willen, den Kriegsopfern bestmöglich zu helfen, sehr beeindruckt hat. Einige Zeit nach meiner Rückkehr aus Skopje habe ich mich dann bei den Maltesern beworben.

 

Welchen beruflichen Hintergrund haben Sie, dass es sie dort hingeführt hat? Welchen Bezug haben Sie zur Stiftungswelt?

Die Malteser suchten jemanden, der den Bereich der Großspenderbetreuung und den Aufbau von nachhaltigem Stiftungsvermögen auf den Weg bringt. Hier kamen mir mein beruflicher Bankhintergrund und meine persönlichen Interessen an den Themen gerechte und nachhaltige Ressourcenverteilung sehr entgegen. Ich kann mir für mich kaum etwas Spannenderes vorstellen, als auf der einen Seite mit Menschen zu tun zu haben, die Teile Ihres Vermögens einsetzen, um durch Ihre Stiftungserträge anderen Menschen in Not zu helfen und auf der anderen Seite zu sehen, wie die Erträge gut angelegten Stiftungsvermögens helfen können, zum Beispiel Kinder und ihre Familien in armen Ländern vor lebensgefährlichen Krankheiten zu retten oder etwa einsamen kranken Menschen durch Besuchsdienste menschliche Zuwendung zuteil werden zu lassen.

 

Die Malteser sind mit ihren Diensten nach wie vor sehr aktuell. Was beeindruckt Sie an der Arbeit der Malteser?

Die Malteser sind eine Organisation mit langer Tradition. Der Heilige Augustinus sagt, Tradition zu bewahren bedeute nicht, die Asche anzubeten, sondern vielmehr das Feuer zu nähren. Im Laufe Ihrer Geschichte mussten die Malteser sich mehrfach neu ausrichten, um auf die jeweils aktuellen Nöte der Mitmenschen reagieren zu können. An der Arbeit der Malteser begeistern mich die christliche Ausrichtung, die Vielfalt der Dienste und die große Anzahl der Ehrenamtlichen, die viel Herzblut in ihr freiwilliges Engagement einbringen.

 

Waren oder sind Sie auch selbst ehrenamtlich engagiert?

Während meines Studiums arbeitete ich ehrenamtlich für die Osnabrücker Obdachlosenzeitung „Abseits“ und versah Wochenenddienste in der Tageswohnung für Obdachlose. Später bekam ich die Möglichkeit, zwei Monate unbezahlt als Hilfspfleger auf einer geriatrischen Station eines städtischen Krankenhauses in Dresden in der, wie man dort sagte, „Finalpflege“ zu arbeiten, in die Gefängnisseelsorge reinzuschnuppern und an dem erwähnten Hilfseinsatz im Kosovo teilzunehmen. Bei den Maltesern bin ich seit Beginn des Projektes „Wohlfühlmorgen für Obdachlose und arme Menschen“ ehrenamtlich engagiert.

 

Was leistet das Malteser Stiftungszentrum? Was bietet es potentiellen Stiftern?

Bei uns können Stifter schon ab einem vergleichsweise geringen Betrag unkompliziert und kostenlos eine eigene Stiftung zu Lebzeiten oder per Testament gründen. Zustiftungen, die Errichtung von Stiftungsfonds und Stifterdarlehen sind genauso möglich, wie das Sammeln von Spenden für die eigene Stiftung. Stifter können die Verwaltung kostengünstig komplett den Maltesern übertragen. Die Stifter erhalten auf Wunsch einen Internetzugang, über den sie die Entwicklung ihres Stiftungsvermögens/ihrer Stiftung zeitnah mitverfolgen können. Sie werden zu mehrtägigen Stiftertreffen eingeladen, auf denen sie sich untereinander vernetzen und intensiver über die Arbeit der Malteser informieren können.

 

Sie sind auch Mitglied im Vorstand der Malteser Stiftung und haben Erfahrungen mit Stiftern und Zustiftern. Was bewegt nach Ihrer Erfahrung Menschen dazu, eine Stiftung zu errichten oder in eine Stiftung zuzustiften?

Hinter jeder Stiftungsgründung oder Zustiftung steht eine individuelle Lebensgeschichte. Dankbarkeit, persönliche Betroffenheit, erlebte Schicksalsschläge, sowie verinnerlichte Werte und Überzeugungen dürften neben Überlegungen zur Nachlassgestaltung die Hauptmotive sein. Die Stifter übertragen Vermögen, das sie sich nicht selten im Laufe des Lebens schwer erarbeitet haben und deshalb in guten Händen wissen wollen. Aus meiner Sicht teilen alle Stifter den Wunsch und die Freude, die Welt ein kleines Stück zum Besseren zu bewegen. Selbstverständlich ist den Stiftern auch wichtig, einen guten Eindruck von der Qualität der Arbeit und den bei der Organisation beschäftigen Menschen zu gewinnen.

 

Die Malteser haben auch eine Jugendorganisation. Man hört so viel von angeblich fehlendem Engagement „der Jugend“. Wie sehen Sie das?

Ich denke es geht nicht um fehlendes Engagement im Sinne von Lustlosigkeit oder Trägheit. Die Anzahl der sinnfreien Ablenkungen und Angebote zur Freizeitgestaltung sind heute für die Jugendlichen ungleich größer als früher. In unserer Malteser Jugend und auch beim Wohlfühlmorgen für Obdachlose, den wir zusammen mit Schülerinnen des Ursulinengymnasiums durchführen, erleben wir, mit welcher Begeisterung Jugendliche sich engagieren, wenn sie verlässlich und qualifiziert angeleitet werden und ihnen Verantwortung übertragen wird.

 

Was erhoffen Sie sich für die Zukunft der Malteser Stiftung?

Ich wünsche mir sehr, dass die Zahl der Stifter weiter wächst und sich das Vermögen der Treuhandstiftungen und der Malteser Stiftung weiter so positiv entwickelt, wie in den Jahren zuvor.

 

Und was wünschen Sie sich privat?

Ich habe das Glück, dass meine Frau meinen Beruf und das Anliegen der Malteser aktiv und passiv mitträgt, und unsere Kinder mit dabei sind, wenn wir ehrenamtlich aktiv sind. Ansonsten könnte ich meinem Beruf nicht in dieser Intensität nachgehen. Ich wünsche mir, ein guter Vater und jemand sein, der nie aufhört, an sich und für das Gemeinwohl zu arbeiten.

 

Lieber Herr Görner, vielen Dank für das Gespräch!