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Dr. K. Jan Schiffer

Dr. K. Jan Schiffer ist Wirtschaftsanwalt und berät seit 1987 vor allem Familienunternehmen, Stiftungen, Verbände, staatliche Stellen, …mehr

31.08.2015Handbuch der Hilfen zur Erziehung

Von: K. Jan Schiffer

 

Michael Macsenaere (Hrsg.), Klaus Esser (Hrsg.), Eckhart Knab (Hrsg.), Stephan Hiller (Hrsg.), Handbuch der Hilfen zur Erziehung, ISBN 978-3-7841-2121-5, 1. Auflage, April 2014, kartoniert/Broschiert, 632 Seiten, 49,90 €

Ein Blick über den Tellerrand lohnt immer. Das wissen wir. Die Diskussion mit anderen Professionen lohnt auch. Das ist uns nicht unbekannt. Wenn man im Bereich der Gemeinnützigkeit mit ihren zahlreichen möglichen Zwecken berät und begleitet, gibt es immer wieder Anlass, sich mit Fachleuten anderer Professionen auseinanderzusetzen und mit ihnen zu diskutieren. So ist es mir gegangen im Kuratorium einer Stiftung für (insb.) Jugendhilfe. Das hat dann zu dem hier zu betrachtenden Buch geführt.

Wovon handelt das Buch? Der Verlag schreibt:

„Die ganze Erziehungshilfe im Überblick - Beiträge von über 100 namhaften Autorinnen und Autoren aus der Erziehungshilfe stellen in diesem „Handbuch der Hilfen zur Erziehung“ den aktuellen Status quo der ganzen Bandbreite der erzieherischen Hilfen dar: Von den Rechtsgrundlagen, den verschiedenen Wohnformen, den (sozial)pädagogischen Ansätzen bis hin zu einem Ausblick in die Zukunft. Interdisziplinar und umfassend wird ein kompakter Überblick über die einzelnen Leistungsbereiche und Handlungsfelder der Erziehungshilfe geboten und die verschiedenen Akteure (Jugendamt, Öffentliche Träger, Freie Träger, Wohlfahrtsverbände etc.) der Jugendhilfe werden vorgestellt. Das Handbuch ist in dieser Form eine einzigartige Basislektüre und praktisches Nachschlagewerk. Es richtet sich an Studierende, Lehrende, Pädagogen und Psychologen in allen Arbeitsfeldern der Jugendhilfe.“

Was ist mir, der ich bei dem Thema Laie mit Randahnung bin, beim Schmökern in dem Buch aufgefallen?

Zunächst einmal habe ich den Eindruck gewonnen, dass das Buch tatsächlich einen Überblick über die erzieherischen Hilfen gibt und das angesichts der breiten Autorenschaft auch interdisziplinär. Sehr schön ist z. B. die Übersicht von Eckhart Knab zur „Entwicklung der Erziehungshilfe – vom Mittelalter bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges“ (S. 21 ff) und von Carola Kuhlmann von 1945 bis heute (S. 27 ff.). Können wir doch die Gegenwart kaum begreifen und einschätzen, wenn wir nicht wissen, wie es in der Vergangenheit war.

Natürlich kommt auch die juristische Perspektive nicht zu kurz (s. 46 – 208 mit mehr oder weniger ausführlichem Fußnotenapparat). Ganz prima finde ich, dass und wie die Akteure (Jugendamt, öffentliche Träger, freie Träger, Wohlfahrtsverbände, private Träger, Dachverbände, Fachverbände, Politik, Verwaltung) mit ihren jeweiligen Rollen und Aufgaben beschrieben werden oder besser gesagt, sich darstellen. Beispiel: Doris Beneke, Diakonie: Wir sind dort, wo Menschen uns brauchen (S. 251). Das ist nach meiner Erfahrung kein Marketing, sondern tiefempfundene Grundeinstellung ganz vieler Akteure der Szene. Nur wer die Akteure einzuschätzen weiß, kann deren Miteinander verstehen und so erfolgversprechend der sache dienen. Die (Sozial)Pädagogischen Ansätze werden ausführlich dargestellt (S. 337 ff.) – natürlich einschließlich Partizipation und Inklusion.

Breiten Raum nimmt auch die Darstellung zu den so wichtigen interdisziplinären Kooperationen bei der Erziehungshilfe ein (S. 453 ff.): Psychiatrie, Sozialmanagement, Betriebswirtschaft, Schule, Justiz und Religionspädagogik sind hier nur einige Schlagwörter. Wie man das alles qualitätsvoll organisieren kann, lesen wir in vier weiteren Beiträgen (S. 523 ff.). Abschließend wird dann in Teil 8 die Lehre und Forschung zum Thema betrachtet. Dieser Teil schließt mit einem Blick in die Zukunft von Michael Macsenaere, der sehr schön belegt, wie nur relativ und fehlerhaft immer wieder unsere aktuellen von der Gegenwärt geprägten Erwägungen und Betrachtungen sind.

Hier haben Kenner aus der Praxis und der Wissenschaft (Wo ist eigentlich die exakte Abgrenzung?) für die Praxis geschrieben. Das empfinde ich als Wissenschaft im besten Sinne, denn Wissen zu schaffen und aufzubereiten, das der Praxis dient, ist eine der vornehmsten Aufgaben der Wissenschaft. Das ist hier aus meiner Sicht als Rechtsanwalt mit (sozial)pädagogischer Randahnung ganz hervorragend gelungen. Die Autoren schreiben, wie mir mein Schmökern in dem Handbuch gezeigt hat, auch wirklich gut lesbar und bemühen sich allenthalben um belastbare Begründungen für ihre Aussagen. Das Buch ist seinen Preis wirklich wert.

Fazit: Absolut lesenswert. Der Verlag hat nicht zu viel versprochen. Ich wünsche dem Buch, das Handbibliothekscharakter hat, eine große Verbreitung unter den Akteuren der Erziehungshilfe und darüber hinaus.

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P.S.:

Das Buch gibt es übrigens, was ich sehr schön finde, inklusive kostenloser E-Book-Version, d. h. der moderne Laptoper und/oder Smartphoner kann das Buch immer dabei haben, um nachlesen zu können.