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08.01.2019Der "Länderindex Familienunternehmen" - Der ewige Ruf nach Steuersenkungen?

Von: M. Pruns

Die Beraterschaft ist im Bereich der Familienunternehmen und der Stiftungen sehr aktiv. Sie fördert sogar über Stiftungen die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Unternehmertum von Familien, so etwa durch die bekannte Stiftung Familienunternehmen.

Diese hat das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung mit der Erstellung eines Ländervergleichs beauftragt, aus dem sich die Attraktivität von 21 OECD-Staaten als Standort für Familienunternehmen ergeben soll. Der Länderindex ist nun in der 7. Auflage erschienen.

Die auf dem ersten Blick schockierende Nachricht: Deutschland liegt nur auf Platz 16 und mit Portugal hat ein früherer Euro-Krisenstaat Deutschland sogar überholt. Als Gründe für das schlechte Abschneiden werden von der Stiftung Familienunternehmen insbesondere die vergleichsweise hohen Unternehmenssteuern und die „Erschwernisse“ durch die Erbschaftsteuerreform benannt, sowie ferner die  durchschnittliche digitale Infrastruktur in Deutschland.

Zu hohe Unternehmenssteuern? Erdrückende erbschaftsteuerliche Belastungen? Das kommt mir alles sehr vertraut vor. Jedenfalls gefühlt habe ich diese Klagen bereits vor 20 Jahren gehört. Ältere Kollegen versichern mir, dass es sie auch schon lange davor gab. Wenn die Studie solche Faktoren besonders schwer gewichtet, ist es natürlich kein Wunder, dass die Schweiz an erster Stelle des Länderindex steht, dicht gefolgt vom Vereinigten Königreich und den USA. Die USA, so der Autor der Studie, könnten aufgrund der jüngsten Steuerreformen sogar bald die Schweiz vom ersten Platz im „Länderindex Familienunternehmen“ verdrängen.

Nun, ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler. Aber es dürfte doch klar sein, wie kurzfristig hier gedacht wird und wie fraglich die Gewichtung der verschiedenen Kriterien und der einseitig steuerlicher Blick sind.

Wie sicher können sich angesichts des anstehenden Brexits bspw. Familienunternehmen sein, dass die wirtschaftliche Lage im Vereinigten Königreich stabil bleibt? Aktuell werden dort Lkw-Staus simuliert, um für den Notfall zu üben. Klingt das stabil? Ganz zu schweigen von den sonstigen wirtschaftlichen und politischen Schreckensnachrichten, die wir fast täglich zu hören bekommen. Die Brexit-Entwicklungen haben sich tatsächlich noch gar nicht in der Studie niedergeschlagen, wie man dem ausführlichen Text entnehmen kann.

Die US-Steuerreform, die aus Sicht nicht weniger nichts weiter ist als ein auf Kosten weiter Teile der Bevölkerung erkauftes Geschenk an spendende Interessengruppen, soll nach der Studie sogar dazu führen können, dass die USA demnächst vielleicht auf Platz 1 eines solchen Rankings stehen! Bei aller Steuerersparnis: Ein Land, das sich im Regierungs-Shutdown befindet, weil sich sein Präsident unbedingt eine Mauer wünscht, kann doch nicht wirklich attraktiv für Familienunternehmen sein, oder?

Nein, das alles macht gerade aus wirtschaftlicher Sicht wenig Sinn.

Es würde mich deshalb sehr freuen, wenn die Tradition des Rufes nach Steuersenkungen („Dringend überfällig …  Senkung der effektiven Steuerbelastung von Unternehmen um mindestens fünf Prozentpunkte ….“, wie es auf der Internetseite der Stiftung Familienunternehmen heißt) endlich einmal mit der Kontrollüberlegung verbunden werden würde, wie eine solche Steuersenkung bspw. mit dem gleichzeitig geforderten Ausbau der digitalen Infrastruktur in Einklang gebracht werden soll. Wer soll das finanzieren? Naheliegend diejenigen, die in erster Linie davon profitieren. Aber es wirkt nicht so, als ob die Studie so gemeint sei, oder?

Die digitale Infrastruktur dürfte im Übrigen angesichts der nicht mehr ernsthaft anzuzweifelnden Prognosen zur Klimaentwicklung das Geringste unserer Probleme sein. Wenn wir also in die USA blicken, so wäre es sehr viel naheliegender, wenn wir uns dort an der durch den neu gewählten Kongress weiter Fahrt aufnehmende Diskussion um einen New Green Deal orientieren, denn noch nie waren kurzsichtige steuerpolitische Maßnahmen eine stabile Grundlage für nachhaltige Lösungen.

Familienunternehmen zeichnen sich aber doch gerade dadurch aus, dass sie nachhaltig mit gesamtgesellschaftlicher Verantwortung wirtschaften wollen! Das scheinen die Auftraggeber und Autoren der Studie anders zu sehen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?