AKTUELL

Herrenloses Bankvermögen in gemeinnützige Stiftung?; BFH: Zuwendung einer ausländischen Familienstiftung; Blog: Vermehrte Steuerabzugsfähigkeit?; Interview: Prof. Dr. Andreas Wiesehahn; Eine App und das Beraten wird ganz einfach!; Gründergeneration: "Weisheit" ab 40?; Ressortprinzip im Stiftungsvorstand; Attac und die Gemeinnützigkeit; Porsche und die Staatsanwaltschaft; Anwaltsgerede; RA Janitzki zur Stiftungsrechtsreform; Transparenz! Transparenz?; Zwei Lieblingsbücher; Who deserves a building named after them?; Interview: Holger Glaser; Smart Contracts; Tippfehler; "War for Talents" und Personalberater; Haftungsgefahren steigen!; Verwaltungskosten als Problem bei bekannter NPO?; Welche ein Freude: Beraterhonorare sind gestiegen! Ein "Schluck aus der Pulle"? - Weitere Überlegungen zum Länderindex Familienunternehmen; Immer nur Steuersenkungen? - Länderindex Familienunternehmen; Stiftungen - 2019; Weihnachtskarten; 2018 - 2019; „GzVvUbHmWiIuzÄwsV“; nachvollziehbare Argumentation; ...

Das Buch zu diesem Portal

"Die Stiftung in der Beraterpraxis" widmet sich auch in der 4. Auflage ausführlich den Praxisfragen zur Stiftung.

Handbuch des internationalen Stiftungsrechts

Das "Handbuch des inter­­­nationalen Stiftungsrechts"

mehr

Dr. K. Jan Schiffer

Dr. K. Jan Schiffer ist Wirtschaftsanwalt und berät seit 1987 vor allem Familienunternehmen, Stiftungen, Verbände, staatliche Stellen, …mehr

25.02.2013Berit Sandberg (Hrsg.): Nachfolge im Stiftungsvorstand

 

Berit Sandberg (Hrsg.): Nachfolge im Stiftungsvorstand, Stiftung&Sponsoring Verlag. Essen 2013, 276 Seiten. Broschur, ISBN 978-3-9812114-1-2, 39,90 €

Wissenschaft für die Praxis. Das ist es doch! An der htw- Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin gab es in 2011/2012 ein Projekt unter der Leitung von Berit Sandberg zu dem Thema des hier zu besprechenden Buches. Sandberg ist als praxisbezogene Wissenschaftlerin vielfach ausgewiesen. Unter anderem hat sie mit Christoph Mecking in 2007 die grundlegende Untersuchung zur Vergütung haupt- und ehrenamtlicher Führungskräfte in Stiftungen vorgelegt. Nun liegt das Buch mit den Ergebnissen aus der Untersuchung „Nachfolge im Stiftungsvorstand“ vor. Es enthält u. a. Beiträge von Michael Alberg-Seberich, Mareike Alscher, Christoph Mecking, Berit Sandberg, Rupert Graf Strachwitz, Karsten Timmer, Almuth Werner und anderen.

Sandberg hat in einem htw-Vortrag vom 13.09.2012 zu dem Thema festgehalten: „42 % der Stiftungen stellen fest, dass es schwerer wird, Positionen in Leitungs- und Aufsichtsorganen mit Ehrenamtlichen zu besetzen. (Priller, Eckhard et al.: Dritte-Sektor-Organisationen heute. Eigene Ansprüche und ökonomische Herausforderungen. Ergebnisse einer Organisationsbefragung. Berlin 2012, S. 23.)“ Sie schätzt in dem Vortrag den Ersatzbedarf für Vorstandsmitglieder wie folgt: Aktuell: ca. 1.000 Personen, 2010 bis 2020: ca. 2.750 Personen, ab 2020: über 5.500 Personen. Da sind die zahlreichen Nachfolger in den Stiftungsaufsichtsorganen noch gar nicht mitgezählt.

In der Projektbeschreibung zu der Nachfolgestudie ist es anschaulich formuliert: „Spätestens in zehn Jahren wird sich im Stiftungswesen ein Generationswechsel auf der Führungsebene vollziehen. Fast jede zweite Stiftung hat bereits heute Schwierigkeiten, Ehrenamtliche für sich zu gewinnen. Im Rahmen einer qualitativ angelegten Erhebung zur Nachfolge im Stiftungsvorstand wurde untersucht, welchen Stellenwert das Thema hat, ob und wie die Nachfolge geplant wird und wie Stiftungen geeignete Vorstandsmitglieder rekrutieren.“

Die Untersuchung und jetzt das Buch zeigen, was dem Praktiker in diesem Bereich typischerweise schon vielfach begegnet ist, nämlich, dass Stiftungen auf personelle Wechsel im Vorstand nicht gut vorbereitet sind. Sandberg und ihre Mitautoren haben uns dazu passende Handlungsempfehlungen erarbeitet.

Wie findet man als Stifter kompetente Menschen, die sich für ein Anliegen genauso stark engagieren wollen wie man selbst?

Worauf müssen Stiftungen achten, wenn sie Nachfolger für den Stiftungsvorstand suchen?

Welche Vorkehrungen muss man treffen, damit der Vorstand bei personellen Wechseln handlungsfähig bleibt?

Darauf geben Sandberg und die anderen Autorinnen und Autoren praxisnahe Antworten. Wir finden Ausführungen zu rechtlichen Rahmenbedingungen für die Vorstandsarbeit, Satzungsregelungen für die Nachfolge und Besetzung des Stiftungsvorstands, Ergebnisse empirischer Studien zur Nachfolge im Stiftungsvorstand, und einen Selbsttest zur Bestimmung des jeweiligen Risikolevels. Vor allem aber finden wir Hinweise zu Gremienbesetzung und -management, zur strategischen und operativen Planung von Führungswechseln, zur Nachwuchsarbeit, zu Suchstrategien und Rekrutierung, zu Anreizen für die Vorstandstätigkeit, zur Gestaltung der Übergangsphase und zu Risikomanagement und Lösungen für den Krisenfall.

Das alles ist erfreulich gut lesbar geschrieben und auch vom Layout her gut aufbereitet. Die Autoren schreiben mit erfreulichem Blick auf die Praxis und nicht aus dem „Elfenbeinturm der Wissenschaft“. Das Buch ist zu einem wichtigen Thema wirklich hilfreich. Behandelt wird vorrangig die Nachfolge in Stiftungsvorständen. Das Problem der Nachfolge stellt sich aber ähnlich oder sogar wegen der Größe dieser Organe noch gravierender für die Kontrollorgane in Stiftungen (Stiftungsräte, Stiftungsbeiräte, Kuratorien, …) Dazu ist auf einen oft unterschätzten Aspekt, der in dem Buch nur am Rande vorkommt, hinweisen – auf den Faktor Zeit. Der wird nach meiner Erfahrung in der Praxis bei der Suche nach kompetenten Organmitgliedern in seiner Bedeutung deutlich unterschätzt. Wer nicht wirklich genügend Zeit hat, sollte nicht in ein Aufsichtsorgan gewählt werden. Jeder Stiftungsrat ist nur so gut wie seine Mitglieder und wie deren Zeitkontingent für das jeweilige Mandat! In einen Stiftungsrat gehören keine „Frühstücksdirektoren“- seien sie noch so bekannt und kompetent.

“Corporate Governance” lautet hier das aktuelle Stichwort auch für Stiftungen. Die Stiftungsratsmitglieder sollten vor allem wirtschaftlich unabhängig sein. Effizient kontrollieren kann nur, wer sein Mandat ohne Rücksicht auf die ihn damit treffenden finanziellen Konsequenzen jederzeit niederlegen kann. Die Zahl von allenfalls fünf Aufsichtsgremienmandaten, wie sie der Corporate Governance Kodex anspricht, sollte wohl generell die Obergrenze bilden. Ausnahmen sollten auch für “Berufsräte” nicht gemacht werden, es sei denn im Einzelfall sprechen besondere Argumente und Erwägungen für eine solche Ausnahme.

Mein Fazit zu dem Buch von Sandberg:

Das Buch ist ein Muss für alle, die eine Stiftung errichten wollen, die Stiftungen beraten und begleiten und die Mitglied in einem Stiftungsorgan sind oder es werden wollen.