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25.05.2011IFRS oder HGB?

Von: Dr. Hans-Jürgen Hillmer

International Financial Reporting Standards (IFRS) oder doch HGB-Bilanz?

Anmerkungen von Dr. Hans-Jürgen Hillmer,
BuS-Netzwerk für Betriebswirtschaftliche und Steuerliche Fachinformationen

Wer die Fachliteratur und die Tagespresse verfolgt, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch in Deutschland die IFRS dominieren und das HGB als ein Auslaufmodell angesehen wird. Auch zu international tätigen und zu großen Stiftungen wird die Frage „IFRS oder HGB?“ schon diskutiert.

Mit überraschenden und erstmalig der deutschen Öffentlichkeit präsentierten Zahlen zur tatsächlichen IFRS-Anwendung in der Bilanzierungspraxis wartete der renommierte Bilanzierungsexperte Prof. Dr. Karlheinz Küting, Saarbrücken, am 20.05.2011 in Berlin auf. Er ist Preisträger des am 19.5.2011 in Berlin verliehenen Controller-Ehrenpreises der BVBC-Stiftung.

Anlässlich dieser im Rahmen des Bundeskongresses des BVBC (Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller e.V.) erfolgten Preisverleihung ging Küting weniger auf den eigentlich ausgezeichneten Beitrag „Notwendigkeit eines Cash- und Liquiditätsmanagements“ (mit den Co-Autoren Dr. Andrea Rösinger und Dipl.-Kffr. Mana Mojadadr veröffentlicht in DER BETRIEB 12/2010 S. 625-631) ein. Er betonte jedoch, dass das ausgewählte Projekt voll seinem Wissenschaftsverständnis entspreche, das einen engeren Bezug zur konkreten Praxis sucht. Und auf dieser Linie liegt auch das anschließend in seiner Dankesrede herausgestellte Thema: Das Verhältnis zwischen HGB und den IFRS.

Die von Küting im Rahmen einer aufwändigen Studie ermittelten Zahlen zur IFRS-Anwendung in Deutschland rücken das Verhältnis von HGB und IFRS in ein neues Licht. Es wurden Daten des Bundesanzeigers mit folgenden Ergebnissen ausgewertet:

  • Konzernabschlüsse: Für das Jahr 2009 wurden nach Aussage des Bundesanzeigers 4496 Konzernabschlüsse veröffentlicht. Die Wirtschaftsprüferkammer geht von 612 kapitalmarktorientierten Mutterunternehmen aus, so dass eine Restanzahl von 3884 nicht kapitalmarktorientierter Mutterunternehmen verbleibt. Hieraus wurde eine Stichprobe von 2000 = 51,5% gezogen. Die belastbare Stichprobe hat gezeigt, dass sich nur 5,2% der deutschen nicht kapitalmarktorientierten  Mutterunternehmen für die IFRS, aber 94,8% für das deutsche HGB entschieden haben.
  • Einzelabschlüsse: Nach Angaben des Bundesanzeigers veröffentlichen 1,1 Mio. deutsche Unternehmen ihren Einzelabschluss im Bundesanzeiger. Auf der Basis intensiver Recherchen ließen sich im Rahmen des Forschungsprojekts nur 14 (!) veröffentlichte IFRS-Einzel-Abschlüsse identifizieren. Der Studienleiter Küting „garantiert, dass die gesamte Zahl der veröffentlichen Abschlüsse nicht 50 überschreitet.“

Daraus folgt, dass das HGB nach wie vor das eindeutig dominierende Bilanzierungssystem in Deutschland ist. Zumindest von der Quantität her stellen die IFRS-Anwender also nur eine geringe Minderheit dar. Am Centrum für Bilanzierung und Prüfung an der Universität des Saarlandes wird zudem in qualitativer Hinsicht einhellig die Meinung vertreten, dass das HGB gegenüber den IFRS viele Vorteile aufweist und es sich lohnt, diese Vorzüge offensiv zur Diskussion zu stellen: „Zu lange haben wir“, so formulierte es Küting in seinem eindringlichen Schlussappell, „tatenlos mit angesehen, wie mit einer kaum zu überbietenden Informationsflut und Änderungsdynamik die Bilanzierungspraxis in Deutschland verunsichert wurde.“

Aus den Ergebnissen der Untersuchung lässt sich für den Bereich der Stiftung zugleich ableiten, dass sich dort der Einstieg in eine IFRS-Diskussion im Regelfall nicht lohnt.